Vorhang auf
Coaching mit der Theatermetapher
Am Wochenende blickte ich beim Tag der offenen Tür hinter die Kulissen der Oper Frankfurt. Ich bestaunte die prächtigen Kostüme und war fasziniert von all jenen, die dazu beitragen, dass ein Stück auf die Bühne kommt.
Und ich musste daran denken, dass die Theaterwelt und das Berufsleben viele Parallelen haben. In meiner Arbeit als Coach beobachte ich häufig, wie Menschen im Job Masken aufsetzen oder mit ihren verschiedenen Rollen ringen.
Nehmen wir zum Beispiel Markus, frisch ernannter Abteilungsleiter. Er wünschte sich mehr Souveränität in der neuen Rolle: "Ich komme mir oft vor, als würde ich eine Rolle spielen, bei der ich den Text noch nicht kann".
Mit der Theatermetapher des isb GmbH Systemische Professionalität erarbeiteten wir neue Perspektiven. Wir betrachteten Markus' Kontext als Theaterstück, in dem er zugleich Hauptdarsteller, Regisseur und Drehbuchautor war.
Zuerst nahmen wir uns das "Thema" seines Stücks vor: Wie hieß das Stück, das er inszenieren wollte? Wie wollte er als Führungskraft wahrgenommen werden? Was war seine Vision für die Abteilung?
Dann untersuchten wir die "Story": Welche Muster wiederholten sich? Wo lagen die Herausforderungen? Wie würde es aussehen, wenn sich die Inszenierung zum Guten entwickelt?
Die "Bühne" (sein Arbeitsumfeld) betrachteten wir ebenso: Passt sie zum Stück, das er aufführen wollte? Waren Umbauten nötig? Sorgt Markus dafür, auf den passenden Bühnen aufzutreten?
Sehr aufschlussreich war der Blick auf die "Rollen“: Wollen alle ihre Rolle spielen? Werden die Rollen kompetent ausgefüllt? Und passen die Rollen zum Stück?
Zum Abschluss widmeten wir uns dem "Inszenierungsstil": Wie kommuniziert Markus? Welche Situationen und Atmosphären schafft er in Meetings und Gesprächen?
Diese Methode half Markus, einen Schritt zurückzutreten und Ideen zu entwickeln, wie er seine neue Führungsrolle stimmig ausfüllen kann. Plötzlich erkannte er, wieviel Spielraum er eigentlich hatte, um sein berufliches Umfeld zu gestalten.
Mein Besuch in der Oper hat mich daran erinnert, wie erhellend der Blick durch die Theaterbrille sein kann. Er lädt uns ein, unser Berufsleben neu zu betrachten und kreativ zu gestalten, als Regisseure unseres eigenen Stücks.
"All the world's a stage,
And all the men and women merely players;
They have their exits and their entrances,
And one man in his time plays many parts," (Shakespeare, As You Like It)
In welcher beruflichen Rolle fühlst du dich manchmal wie ein Schauspieler kurz vor dem Auftritt? Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen.
#Leadership #Perspektivwechsel #Musterbruch
